Im Interview mit Founder/CEO Milan Zahradnik
Richtige und wichtige Fragen an Milan Zahradnik zum Thema Geschäftsmodelle, Digitalisierung der Branche und deren Herausforderung
Unser jüngstes Team-Mitglied Emilia Kinkel, bestreitet derzeit den Studiengang “Marketing Management” an der IUBH. Durch den dynamischen Wechsel zwischen Theorie und Praxis, verbindet sie im Rahmen des dualen Studiums beide Welten, was uns PROPSTERS als offiziellen Bildungspartner mit Stolz erfüllt. Und natürlich sehen wir es auch als unsere Aufgabe, sie tatkräftig auf ihrem Weg zu unterstützen. Daher hat unser Founder und CEO Milan Zahradnik nicht gezögert ein Experteninterview für eine interne Projektarbeit zu geben. In diesem Interview hat unsere angehende Marketing Expertin, richtige und wichtige Fragen zum Thema Geschäftsmodelle, Digitalisierung der Branche und deren Herausforderungen gestellt. Das möchten wir Euch natürlich nicht vorenthalten und präsentieren daher das aufschlussreiche Interview:
Das Interview
Emilia Kinkel: Hallo Milan! Wodurch hast du damals gemerkt, dass eine Erweiterung des Geschäftsmodells von einem Software-as-a-Service-Modell(SaaS) zu einem SaaS-enabled-Marketplace-Modell sinnvoll ist?
Milan Zahradnik: Der Markt und der Kunde sagen es dir. Es ist auch sehr wichtig, dass du dich nicht am Markt vorbei entwickelst, sondern gemeinsam mit dem Markt. In unserer Produktentwicklung verfolgen wir ein ganz spezifisches Konzept. Das nennt sich “Lean Development”. und bedeutet die Entwicklung deines Produktes ganz nah am Kunden.
Der PROPSTER Marktplatz und wie er funktioniert
Emilia Kinkel: Welche neuen Möglichkeiten brachte der Marketplace bis jetzt?
Milan Zahradnik: Kooperationen, Netzwerk-Effekte, beides außerordentlich wichtig. Wir können uns über den Marketplace mit Kooperationspartnern, die starke Marken haben in Verbindung setzen und werden dadurch mitgenommen. Ein sehr gutes Beispiel dafür ist unsere Kooperation mit A1. A1 bietet einen kostenlosen Service für den Bauträger um für den Wohnungserwerber bereits am Einzugstag den WLAN Router fix fertig installiert in der Wohnung vorzufinden. Dies wiederum kann der Bauträger als Add-On zum Wohnungskauf in sein Marketing mit aufnehmen. Dies ist wiederum sehr gut für uns .
Genau genommen ist der Marketplace ja eigentlich vom Begriff her nicht ganz optimal gewählt. Wir nennen es deswegen so, weil mit dem Begriff die meisten etwas anfangen können. Am Ende des Tages ist es jedoch kein offener Marktplatz, sondern ein Geschlossener. Du kannst nicht einkaufen wie in einem Online Shop, sondern du durchläufst einen Algorithmus, der dir dann Produkte für dein Projekt zusammen stellt. Diese basieren auf Parametern die du eingibst um zu gewährleisten, dass du den Bedarf des Verbrauchers triffst. Danach ist direkter Zugriff möglich, solltest du einige der Produkte nicht brauchen oder Produkte oder Services ändern wollen.
Das ist so wie bei Outfittery
Hier ein guter Vergleich: Das ist so wie bei Outfittery, dem Klamotten Online Shop für Männer. Du teilst ihnen mit was für ein Typ du bist und sie stellen dir ein passendes Package zusammen. Genau das gleiche machen wir auch. Denn der Projektentwickler hat in Wahrheit keine Zeit, um die Produkte zusammen zu tragen. Sein Ziel ist es, die Immobilie so kostengünstig wie möglich zu bauen und diese dann möglichst schnell zu verkaufen. Am Ende des Tages weiß er gar nicht, welchen Boden sich der Kunde wünscht Also wendet er bei der Paketauswahl die Methode Copy&Paste an. Genau hier kommen wir ins Spiel und erstellen die Pakete , basierend auf den KPIs. Das läuft momentan noch alles manuell ab, wird aber in naher Zukunft automatisiert.
Hier ein Beispiel dazu: Man beantwortet eine Reihe von Fragen wie zb. Adresse, Anzahl der Wohneinheiten, wie viel Prozent sollen nachhaltig gebaut werden usw. Basierend auf den Antworten und den KPIs, erhältst du von uns eine auf dein Projekt ausgerichtete Produkt- und Service Matrix. Wie schon erwähnt, läuft dieser Prozess noch manuell bei uns ab, da wir so noch testen und dazulernen können. Das wiederum beweist, dass wir sehr nah am Markt und somit an den Bedürfnissen der Kunden entwickeln. Das birgt auch ein gewisses Risiko oder besser gesagt, stellt eine gewisse Herausforderung dar. Denn man kann letztendlich nicht alles oder sollte gar alles annehmen, was der Markt verlangt. So lässt sich erkennen was den Markt und das Produkt tatsächlich vorantreibt.
Man muß sich ständig neu erfinden
Emilia Kinkel: Könntest du dir eine erneute Erweiterung oder sogar eine Änderung des Geschäftsmodells vorstellen und wenn ja in welche Richtung?
Milan Zahradnik: In Nuancen wird es sich ständig weiterentwickeln, das muss auch so sein, denn du musst up to date bleiben. Schauen wir uns zb. die deutsche Autoindustrie an, welche es schlicht und einfach verabsäumt hat auf Elektroautos zu setzen und nun hinkt sie hinterher. Das heißt du musst immer dein Geschäftsmodell, dein Produkt und dein Unternehmen konstruktiv betrachten und dich kritisch damit auseinandersetzen und versuchen es weiterzuentwickeln. Ein Geschäftsmodell zu ändern, das ist schon hardcore. Das nennt man im Start-Up Business “pivotieren”.
Wenn du mal pivotieren musst, dann bedeutet das, dass dein Geschäftsmodell eigentlich gar nicht funktioniert hat. Wir werden jetzt nicht plötzlich zum Möbel Online Shop werden. Das wäre eigentlich so ein klassischer Pivot, wobei das wär schon sehr extrem. Was jedoch eher geschehen könnte: Wir merken, dass B2B nicht funktioniert und schwenken dadurch auf B2C um.So geschehen bei Roomhero. Die haben sich anfänglich auf B2C konzentriert, jedoch dann gemerkt, das funktioniert nicht und haben ihr Geschäftsmodell auf B2B umgestellt.
Im Marketing und in der Kommunikation genauso mitziehen
Emilia Kinkel: Hast du bis jetzt eher positive oder negative Erfahrungen, mit der Entscheidung zur Erweiterung in dieser frühen Phase des Unternehmens, gesammelt?
Milan Zahradnik: Durchaus positiv! Genauer gesagt einerseits positiv aber andererseits kommen eben andere Herausforderungen auf dich zu. Du merkst halt schnell einmal, dass dein Team zu klein ist und du mehr Leute brauchst. Du machst nicht sofort Umsatz damit und steckst Ressourcen ins Product Development, was nicht bedeutet das alles auf Anhieb funktioniert. Schlußendlich musst du natürlich im Marketing und in der Kommunikation genauso mitziehen. Das heißt es ist nicht so ganz einfach und es ist nicht friktionsfrei. Man muss sich schon wirklich bewusst sein, dass das teilweise echten Aufwand bedeutet. Letzendlich führt aufgrund des großen Potentials einfach kein Weg daran vorbei.
Die Krise wirkt sich wie ein Motor auf die Industrie aus
Emilia Kinkel: Bezüglich der Digitalisierung, wo steht die Branche, wo stehen wir und wie wird es weiter gehen?
Milan Zahradnik: Aktuell zeigt uns Covid-19 das wir am Anfang stehen. Die anstehende Digitalisierung wird jedoch viel schneller von statten gehen als von den meisten Menschen prophezeit. Die Krise wirkt sich wie ein Motor auf die Industrie aus. Was mit gut 10 Jahren geschätzt wurde, wird nun in den nächsten 2 bis 3 Jahren möglich sein Weil die Leute jetzt gemerkt haben: “Oh hoppla wir können so nicht weitermachen, es geht nicht.” Die Krise hat vielen Leuten aus der Branche die Augen geöffnet und siehe da, es funktioniert plötzlich. “Es gab auch vor der Krise digitale Tools am Markt, warum haben wir uns also nicht früher damit beschäftigt. Das liegt in der Natur des Menschen, es muss erst etwas ausfallen oder irgendwo der Hut brennen damit sie darauf reagieren.
Nichtsdestotrotz sind wir trotzdem immer noch am Anfang aber wir sprechen ja auch über den größten Wirtschaftssektor auf der Welt nach dem Finazwesen. So einen vielschichtigen Sektor zu digitalisieren ist schon eine Mammutaufgabe. Es sind schon viele Ideen und viele Pilotprojekte am Laufen, die genau in die richtige Richtung deuten. Hier ein Vergleich. Die Leute sprechen ja bereits über ein Lieferservice per Drohnen und Covid-19 wird dies befeuern. Das wird viel schneller gehen als du denkst weil plötzlich der “Need” da ist. Das gleiche wird im Immobilienbereich geschehen Man muß nun auf der Baustelle einen Sicherheitsabstand gewährleisten, ergo dürfen sie weniger Mitarbeiter betreten. Es gibt die Möglichkeit Roboter einzusetzen, macht jedoch bis jetzt kaum jemand weil es nicht notwendig war. Jetzt wird offenbar darüber nachgedacht. Es werden bereits Drohnen eingesetzt und auch ein Roboter von Boston Dynamics.
Also ja die Technologie ist da und die Branche wird jetzt einen ordentlichen Schub bekommen.
Be very picky with your investors
Emilia Kinkel: Welche Empfehlung würdest du anderen Start-Up Unternehmen geben?
Milan Zahradnik: Wichtig ist, sich immer selbstkritisch mit dem Unternehmen auseinanderzusetzen, immer zu versuchen Prozesse zu optimieren und Ausdauer zeigen. Viel Zeit ins Team zu investieren, denn das Team ist King und spielt eine äußerst wichtige Rolle. Die Positionen mit den richtigen Leuten zu besetzen, um so die perfekte Team-Chemie zu erhalten. Und noch ein wichtiger Punkt weil du explizit Start-Ups angesprochen hast: “Be very picky with your investors”. Achte darauf, wen du ins Boot holst Vermeide einen Auflauf an Investoren, denn weniger sind oft mehr.
Schau lieber darauf, dass die richtigen auf den Zug aufsteigen, das ist ganz wichtig. Versuche von Anfang an ein profitables Unternehmen aufzubauen. Mag sein, dass die Investoren dir erzählen, dies sei nebensächlich aber das ist es nicht, im Gegenteiles ist wichtig weil sonst bist du immer abhängig von den Investoren und das willst du mit Sicherheit nicht. Viele Start-Ups versäumen es einfach in diese Richtung zu denken und scheitern letztendlich daran. Spätestens dann, wenn die Investoren erkennen, das sie es nicht um mehrere 100 Millionen verkaufen können, möchten sie ein profitables Unternehmen daraus machen. Wer es hier verabsäumt hat ein Auge von Anfang an darauf zu werfen, wird sich schwer tun, sehr schwer sogar.